Zwei bedeutende Jubiläen feierte die Caritas-Sozialstation Eichstätt an einem Abend: 30 Jahre Sozialstation und 30 Jahre Karl Forster (1. v. r.) sowie gleichzeitig dessen Verabschiedung aus dem Amt des 1. Vorsitzenden.
Pflegekräfte dienen der Gesellschaft
Der Abend begann mit einer feierlichen Messe in der Hauskapelle des Caritas-Seniorenheims St. Elisabeth in Eichstätt. Domkapitular Josef Blomenhofer äußerte in seiner Predigt den Gedanken, dass hilfebedürftigen Menschen am besten Hilfe zuteil wird, indem man ihnen dient. Er stellte dabei vor allem die Arbeit der Pflegekräfte heraus, die wie die Gliedmaßen eines Körpers der Menschheit, speziell Kranken und Pflegebedürftigen, dienen und ihnen dadurch ein menschenwürdiges Dasein ermöglichen.
Grußwort vom Landrat
Die anschließenden Feierlichkeiten fanden im Pfarrsaal St. Marien statt. In seinem Grußwort an die anwesenden Ehrengäste, Krankenpflegevereinsvorsitzenden und Mitarbeiter der Sozialstation gratulierte Landrat Anton Knapp zum Jubiläum. Die Sozialstation leiste eine sehr wichtige Aufgabe, indem sie ältere, kranke und pflegebedürftige Menschen zum Teil oft über Jahre unterstütze und auch bis in den Tod aufopfernd begleite. Er erinnerte auch an den ehemaligen Landrat Konrad Regler, der bereits Jahrzehnte zuvor den Weitblick besaß, die Bedeutung der ambulanten Pflege für die Zukunft zu erkennen und die Grundpfeiler für eine flächendeckende und professionelle Pflege im Landkreis zu setzen.
Menschenwürdiges Leben zu Hause
Auch Oberbürgermeister Andreas Steppberger lobte die Arbeit der Sozialstation: "Der Sozialstation ist es vorbildlich gelungen, Pflegebedürftigen ein menschenwürdiges Leben zu Hause in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Mit viel Persönlichkeit, Fachwissen und Geduld leistet sie unverzichtbare Hilfe, dass Menschen mitten im Leben bleiben können, und ist damit ein Vorbild in Sachen gelebter Mitmenschlichkeit." Steppberger formulierte weiterhin äußerst treffend, dass die Pflegetätigkeit durch die Einführung neuer Pflegestandards und Vorgaben sowie die immer weiter steigenden Anforderungen an die Dokumentation deutlich komplizierter geworden sei. "Obwohl die Sozialstationen inzwischen Unternehmen geworden sind, sehen sie dennoch immer noch zuerst den Menschen. Somit ist dieses Jubiläum nicht nur ein Grund zu Feiern, sondern auch eine Verpflichtung, den caritativen Dienst auch weiterhin bestmöglich zu leisten".
Würdigung von Forsters Leistung
Anschließend spannte Pflegedienstleitung Sandra Bauch mit einem charmanten Gedicht den Bogen von der Arbeit der Sozialstation früher und heute hin zur Würdigung von Karl Forster. Als Urgestein und maßgeblicher Mitbegründer im Jahr 1989 führte Forster die Sozialstation 30 Jahre lang ehrenamtlich als 1. Vorsitzender. "Anfang der 80er Jahre wurde ich von einer Bürgerin in meiner Funktion als Bürgermeister von Wellheim angesprochen, wie sie vor Ort die Hilfe einer Pflegekraft in Anspruch nehmen kann, so wie früher von den Ordensschwestern. Bei Recherchen stellte ich fest, dass diesbezüglich im Landkreis Eichstätt noch einige weiße Flecken existieren", erinnert sich Forster. Dies war der Beginn eines langen und nicht immer einfachen Weges mit vielen Gesprächen, Vorbereitungen und dem Aufbau verschiedener Krankenpflegevereine bis endlich die Pflege in der gemeinsamen Organisation Caritas-Sozialstation Eichstätt zentralisiert wurde. Er habe außer der Arbeit viele schöne Erinnerungen an seine Zeit bei der Sozialstation, vor allem aber an angenehme persönliche Begegnungen und Momente, erklärte Forster. Er bezeichnete die Mitarbeiter der Station als seine zweite Familie und bedankte sich für die hart erarbeitete Erfolgsgeschichte bei allen Mitstreitern. Dabei honorierte er besonders die 28-jährige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Geschäftsführer Gerhard Bauer.
Viel Engagement, Sachverstand und Weitblick
Bauer, der zusammen mit Forster die Sozialstation aus der Taufe gehoben und aufgebaut hatte, charakterisierte Forster als absoluten "Glücksgriff": Mit viel Engagement, Sachverstand und Weitblick habe Forster sich mit Themen auseinandergesetzt und sie zielgerichtet auf den Weg gebracht. Obwohl ihm eine wirtschaftliche Führung als dauerhafte Existenzgrundlage immer wichtig war, vernachlässigte er dabei nie die ideelle Ausrichtung und das christliche Menschenbild der Station. "Wo Caritas drauf steht, muss auch Caritas drin sein", war einer seiner Leitsprüche. Für seine 30-jährige Tätigkeit überreichte Geschäftsführer Josef Wintergerst (1. v. l.) Forster eine Ehrenurkunde des Deutschen Caritasverbandes, die erste und einzige, die bisher im Gebiet der Diözese Eichstätt verliehen wurde.
Dank an die "First Lady"
Ein weiteres Highlight des Abends war die sichtlich gerührte Ehefrau des Geehrten, Olga Forster (Mitte). Die bisherige "First Lady" der Sozialstation hielt ihrem Mann in den vergangenen Jahren immer den Rücken frei und verzichtete zu Gunsten der Sozialstation oft auf dessen Gesellschaft. Für dieses Verständnis und die immer liebevolle und heitere Art, den Telefonhörer an ihren Gatten weiterzureichen, wurde Olga Forster mit einem Blumenstrauß und donnerndem Applaus beschenkt.
Zukunft der Sozialstation
Neben all dem Positiven gab Wintergerst abschließend noch einen eher ernsten Ausblick in die Zukunft: Von den bisher ca. 3,4 Millionen Pflegebedürftigen werden aktuell lediglich ungefähr ein Viertel mit der Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes Zuhause versorgt, die Hälfte werde jedoch von den eigenen Angehörigen gepflegt. Im Zuge der durch den demographischen Wandel immer weiter steigenden Zahl an Pflegebedürftigen und einer kosmopolitischeren Lebensweise der Angehörigen werde der ambulante Sektor noch einige Patienten mehr übernehmen müssen - in Zeiten von Pflegenotstand und Fachkräftemangel ein echter Kraftakt. Die Sozialstation sei jedoch bereit, sich dieser Herausforderung zu stellen und hoffentlich möglichst gute und effektive Lösungen zu finden, die Pflege zu Hause weiterhin aufrechterhalten und so viele Patienten wie möglich versorgen zu können.